Der Begriff Marge stammt aus dem französischen Sprachgebrauch und heißt übersetzt sinngemäß Abstand,
Preisspanne oder auch Differenz bzw. Spielraum. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht bezeichnet Marge die
Gewinnspanne, also den ökonomischen Gewinn. Der Begriff Marge wird dabei für verschiedene finanzielle
Konstellationen verwendet, die nachfolgend erläutert werden.
Inhalt
- 1 Berechnung der Marge
- 2 Was ist der Einstandspreis?
- 3 Beispielrechnung der Marge im Handel
- 4 Nachträgliche Anschaffungskosten
- 5 Nachträgliche und fortgeführte Anschaffungskosten
- 6 Margen als Unternehmenskennziffern
- 7 Margen bei Banken und Kreditinstituten
- 8 Margen bei Börsen
- 9 Gewinn und Gewinnmarge
- 10 Der Margenkredit
Berechnung der Marge
Maßgeblich für die Margenhöhe ist nicht der Einkaufspreis eines Produkts, sondern dessen Einstandspreis.
So lautet die übliche Bezeichnung im Handel. In Fabriken und anderen Produktionsstätten spricht man
dagegen lieber vom Anschaffungspreis. Die Grundformel zur Berechnung einer Marge lautet
Marge = Verkaufspreis – Einstandspreis (Anschaffungspreis)
Was ist der Einstandspreis?
Der Einstandspreis umfasst sämtliche Aufwendungen und Kosten, die beim Erwerb und Weiterverkauf eines
Vermögensgegenstandes anfallen. Man spricht hier alternativ auch von den Anschaffungskosten. Zu
diesen zählen vor allem
- Aufwendungen um das Produkt verkaufsbereit zu machen (§ 255 I HGB)
- Provisionen
- Maklergebühren
- Zoll
- Eingangsfrachten
- Transport- und Speditionskosten
- Rollgeld
- Montage- und Einbaukosten
- Notariats-, Gerichts- und Vermessungskosten (bei Immobilien und Grundstücken)
- Grunderwerbsteuer (bei Immobilien und Grundstücken)
Abgezogen von diesen Anschaffungskosten werden – sofern vorhanden – sämtliche Preisnachlässe wie
beispielsweise Skonti, Rabatte und sonstige Zahlungsabzüge. Für öffentliche Zuschüsse (Subventionen)
besteht übrigens ein Wahlrecht. Diese können also, müssen aber nicht in Abzug gebracht werden.
Beispielrechnung der Marge im Handel
Die Berechnung der prozentualen Brutto-Marge ist simpel. Angenommen, ein Autohändler verkauft ein
Fahrzeug, das ihn einen Einstandspreis von 12.000 € gekostet hat für 18.000 €. Seine Händler-Marge schaut
dann gemäß der oben angegebenen Formel wie folgt aus:
18.000 € (Verkaufspreis) – 12.000 € (Einstandspreis) = 6000 € (Marge)
Diese Marge wird oft auch als Brutto-Marge bezeichnet. Sie lässt sich sowohl in Zahlen als auch prozentual
ausdrücken. Die prozentuale Berechnung der Brutto-Marge erfolgt gemäß der Formel:
Marge dividiert durch Verkaufspreis mal 100
Beim genannten Beispiel wäre die prozentuale Händler-Marge laut dieser Formel folglich:
6000 € (Marge) geteilt durch 18.000 € (Verkaufspreis) x 100 = 33,33 % (Marge)
Nachträgliche Anschaffungskosten
In manchen Fällen kommt es zu nachträglichen Anschaffungskosten. Die sind den bereits kalkulierten
Anschaffungskosten hinzuzufügen. Beispielsweise beim Immobilienerwerb ist dies ist recht häufig der
Fall. Etwa wenn ein erworbenes Haus nachtäglich abgerissen wird oder wenn vor dem geplanten Hausbau
zunächst die Erschliessungskosten für den Erstanschluss an die Kanalisation oder an die Zufahrtsstraße
geleistet werden müssen.
Nachträgliche und fortgeführte Anschaffungskosten
Es gibt auch sogenannte fortgeführte Anschaffungskosten respektive fortgeführte Anschaffungswerte. Dies
betrifft abnutzbare Wirtschaftsgüter des unternehmerischen Anlagevermögens wie beispielsweise dessen
Fuhrpark. Beim Fuhrpark werden die Anschaffungskosten der Fahrzeuge um deren planbare
Abschreibungen vermindert, wobei besagte Abschreibungen als kalkulatorische Grundlage für die
Berechnung der Abschreibungen dienen.
Margen als Unternehmenskennziffern
Die Margenhöhe ist ein Schlüssel-Indikator dafür, wie erfolgreich ein Unternehmen wirtschaftet. Daher
weisen Unternehmen ihre erzielte Brutto-Marge als wichtige Kennziffer in ihren Geschäftsbilanzen und
Jahresberichten aus. Die aus den Geschäftszahlen hervorgehende Marge gilt potenziellen Kreditgebern
als wichtiger Indikator bezüglich der Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens und damit über die erwartbare
Amortisation einer eventuellen Investition. Aus genau diesem Grund fällt es auch neu gegründeten
Firmen schwer, Kapitalgeber zu überzeugen, in ihr Unternehmen zu investieren: sie können ihre
Margen gegenüber Kreditgebern nur prognostizieren aber keine bereits erwirtschafteten vorlegen.
Prognostizierte Margen
Die prognostizierte Margen-Berechnung ist insbesondere für Unternehmen mit vielen unkalkulierbaren
Faktoren schwierig, aber meistens unerlässlich, wenn man Kreditgeber davon überzeugen will, in das
Unternehmen zu investieren. Dazu gehören beispielsweise Restaurants, denn es lässt sich kaum vorhersagen,
ob das Restaurant beim Publikum ankommen wird. Gleiches gilt auch bei der Einführung neuer Produkte
oder Geschäftsideen in einem stagnierenden bis rezessiven Marktumfeld. Die für den Bestand des
Geschäftsbetriebs erforderliche, geplante Brutto-Marge muss daher während der ersten ein, zwei
Jahre nach einer Geschäftsgründung einer fortlaufenden Kostenkontrolle unterzogen werden, um
finanzielle Gefahren möglichst frühzeitig zu erkennen und geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen zu
können.
Margen bei Banken und Kreditinstituten
Für Banken und andere Kreditinstitute ergibt sich die Marge aus der Differenz zwischen dem Zinssatz, den
die Kunden zahlen müssen und den Zinsen, welche die Bank ihrerseits für die Geldaufnahme zahlen muss
(dem Refinanzierungs-Zinssatz). Bei Geldeinlagen in die Bank ist die Marge die Differenz zwischen der
Verzinsung, welcher der Kunde für sein angelegtes Geld erhält und der Verzinsung, welche die Bank am
Markt mit dem Kundengeld erwirtschaftet. Bei Kreditgeschäften wird der Aufschlag auf einen
Referenzzinssatz (etwa auf den Libor) als Marge bezeichnet. Hier spielt auch die Kreditwürdigkeit des
Kreditsuchenden eine Rolle. Je schlechter sie bewertet wird, desto mehr Zinsen muss er in der Regel
bezahlen und desto höher fällt die Marge des Kreditgebers aus.
Margen bei Börsen
An den Börsen sowie auch im Wertpapierhandel beziffert die Marge die Differenz zwischen dem
Kaufpreis, zu dem ein Wertpapier oder eine Aktie (wann auch immer) erworben wurde und dessen
aktuellem Tageskurs. Anders als bei Kreditinstituten, bei denen die Margen relativ stabil und transparent
sind ist die Margenhöhe bei börsennotierten Werten demzufolge hochvolatil. Sie gilt immer nur für den
Zeitraum zwischen dem Börsenschluss und dem nächsten Börsenstart. Sobald die Börse wieder öffnet, ist
ja die zuvor errechnete Marge aufgrund der unentwegt schwankenden Börsenkurse schon wieder überholt.
Gewinn und Gewinnmarge
Wie zuvor beschrieben bezeichnet die Marge beispielsweise im Handel eigentlich nur die Differenz
zwischen Ein- und Verkauf einer Ware. Sie berücksichtigt aber nicht die sonstigen Kosten, welche ein
Unternehmen hat. Diese Selbstkosten bestehen aus Fixkosten und variablen Kosten. Dazu zählen
beispielweise
- Personalkosten
- Gesamtkosten der Geschäftsräume
- die zu erwartenden Steuern
- Gesamtkosten der Geschäftsräume
- Unterhalt von Geschäftsfahrzeugen
- Verwaltungskosten
- Instandhaltungen
- Anschaffungen
- Abschreibungen
- Kreditzinsen
- Investitionsrücklagen
… um nur die wichtigsten zu nenne,
All diese unternehmerischen Selbstkosten müssen anteilmäßig in die Berechnung mit einfließen. Nur
dadurch lässt sich der tatsächliche Gewinn (manchmal als Gewinnmarge bezeichnet) ermitteln, den
das Unternehmen mit dem Verkauf eines Produktes (oder einer Dienstleistung) erzielt. Daraus folgt auch,
dass ein Unternehmen eine umso höhere Marge benötigt, je weniger Produkte (respektive
Dienstleistungen) es verkaufen kann. Beispielsweise fließen bei einer Werft, die in jahrelanger Arbeit nur
ein einziges, großes Kreuzfahrtschiff baut sämtliche Selbstkosten in den Verkaufspreis dieses einen Schiffes
ein. Eine große Brauerei dagegen, die Tausende Hektoliter Bier pro Jahr braut, muss nur einen minimalen
Selbstkostenanteil auf jede einzelne Flasche Bier draufschlagen. Um in die Gewinnzone zu kommen, muss
die Brauerei aber natürlich auch eine entsprechende Menge absetzen.
Der Margenkredit
Auf dem genannten Prinzip baut der Margenkredit auf. Der Kredit ergibt sich aus einer noch zu erzielenden
Gewinnspanne, die jedoch relativ sicher kalkuliert werden kann. In der Regel wird für den Kauf eines Gutes
z.B. von Immobilien oder Grundstücken ein Kredit aufgenommen. Da damit gerechnet wird, dass das
erworbene Objekt eine deutliche Wertsteigerung erfährt (wenn beispielsweise das Grundstück zu Bauland
erklärt wird), kann ein höherer Verkaufspreis erzielt werden. Nachteilig an einem Margenkredit sind die
hohen Risiken, die dieser mit sich bringt. Die Höhe der Marge wird lediglich geschätzt und unterliegt somit
der Spekulation, die mit einem erheblichen Ausfallrisiko behaftet ist. Diese Art der Anlage wirft eine
deutlich höhere Rendite ab, kann aber auch zu großen Verlusten führen.