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Was bedeutet Eigenfinanzierung?
Unter dem Begriff der Eigenfinanzierung versteht man den Kauf von beliebigen Objekten, wie Immobilien oder Autos, ohne dass der Käufer dabei auf eine Fremdfinanzierung zurückgreifen muss. In der Regel verfügt jedoch nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung über diese finanziellen Mittel bzw. hohes Eigenkapital. Eine Eigenfinanzierung hat unter anderem den großen Vorteil von nicht anfallenden Kredit- oder Darlehenszinsen. Es müssen keine Angebote verglichen und Verträge geschlossen werden. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass der Fall eintreten könnte, in dem der Effektivzinssatz von Fremdkapital niedriger ausfällt als Habenzinsen für eine Geldanlage. So würde trotz ausreichend Eigenkapital ein Kredit oder Darlehen aufgenommen werden und selbst dann ein Gewinn erzielt.
Finanzierungen eines Unternehmens können auf verschiedenen Arten basieren. Zu unterscheiden sind das Eigenkapital und das Fremdkapital. Bei der Eigenfinanzierung wird eine Finanzierungsmaßnahme durchgeführt, mit dem Ziel das Eigenkapital zu erhöhen. Das bedeutet nicht, dass bei der Eigenfinanzierung das Kapital vom Unternehmen selbst kommen muss, sondern das hier Maßnahmen getroffen werden um das Eigenkapital zu erhöhen. Im Gegensatz dazu steht die Fremdfinanzierung. Bei dieser wird nicht das Eigenkapital erhöht, sondern es werden Verbindlichkeiten eingegangen.
Die Finanzierung eines Unternehmens
Ein Unternehmen finanziert sich entweder aus der Eigen- oder der Fremdfinanzierung. Im Allgemeinen basiert jede Finanzierung aus einem Mix aus beidem. Teilweise ist zudem eine gewisse Mindesthöhe an Eigenkapital vorgeschrieben. Je nach Art des Unternehmens und der Gesellschaftsform kann dieser Bedarf schwanken. Bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung beträgt das Mindesteigenkapital eine Höhe von 25.000 Euro.
Unternehmen können nun mit der Eigenfinanzierung Ihr Eigenkapital steigern. Die Unterscheidung in Eigen- und Fremdkapital beschreibt die Herkunft der finanziellen Mittel. Wird nun also mit der Eigenfinanzierung das Ziel erklärt das Eigenkapital zu steigern, so kommen die finanziellen Mittel entweder von den Gesellschaftern oder vom Unternehmen.
Im Rahmen der Gewinnthesaurierung kann beispielsweise ein Unternehmen von innen heraus sein Eigenkapital steigern. Dieser Vorgang beschreibt, dass ein Unternehmen seine vergangenen Gewinne einbehält. Normalerweise sind Unternehmen stets darauf bedacht ihre eigenen finanziellen Mittel wieder für Investitionen zu nutzen. So können Sie langfristig wettbewerbsfähig bleiben und am Markt überleben. Geld einfach zurückzuhalten ist daher nicht immer ratsam. Den Gewinn allerdings bewusst zurückzuhalten kann sinnvoll sein, wenn neue Kredite aufgenommen werden sollen. Durch eine Erhöhung des Eigenkapitals werden höhere Sicherheiten für die Aufnahme des Fremdkapitals hinterlegt und die Eigenkapitalquote steigt zunächst. Die Gewinnthesaurierung oder Ausschüttung kann auch steuerliche Vorteile haben. Dies hängt von der Steuerpolitik des jeweiligen Landes ab und kann bei der Finanzierung berücksichtigt werden.
Bei der Eigenfinanzierung muss zudem zwischen Innen- und Außenfinanzierung unterschieden werden. Die bereits beschriebene Gewinnthesaurierung gehört zu der Innenfinanzierung. Diese beschreibt, dass Unternehmen liquide Mittel aus dem innerbetrieblichen Umsatz- und Leistungsprozess zufließen. Um vollständig als Innenfinanzierung deklariert zu werden, darf dem Mittelzufluss kein oder nur ein geringer auszahlungswirksamer Aufwand gegenüberstehen. Wie hoch das Potenzial für die Innenfinanzierung ist, wird durch die Cashflow-Kennzahl angegeben.
Bei der Cashflow Kennzahl werden die Ein- und Auszahlungen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes gegenübergestellt. Übersteigen Einzahlungen die Auszahlungen, so ist es für Unternehmen möglich, mittels der Innenfinanzierung ihr Eigenkapital zu erhöhen.
Jegliche Finanzierung eines Unternehmens, welche nicht der Innenfinanzierung zugeschrieben wird gehört zu der Außenfinanzierung. Bei der Außenfinanzierung wird dem Unternehmen Fremdkapital zur Verfügung gestellt. Das Unternehmen kann zwar über die finanziellen Mittel verfügen, es bestehen allerdings Zahlungsverpflichtungen.
Die Innenfinanzierung beschreibt jene Finanzierungsquellen die aus dem Unternehmen entspringen. Da die Eigenfinanzierung mit dem Ziel verbunden ist das Eigenkapital zu erhöhen wird es in der Bilanz auch zum Eigenkapital gebucht.
Arten der Eigenfinanzierung
Grob kann die Eigenfinanzierung auch in die Beteiligungsfinanzierung, oder in die Finanzierung durch Gewinneinbehaltung unterschieden werden.
Nicht nur durch die Einbehaltung von Gewinnen kann die Eigenfinanzierung vollzogen werden, sondern auch durch Beteiligungen, die als Einlagen dem Vermögen des Unternehmens zugeführt werden. Zum Beispiel kann im Rahmen einer Kapitalerhöhung dem Unternehmen Eigenkapital von außen eingebracht werden.
Die Kapitalerhöhung kann zum Beispiel bei einer Aktiengesellschaft getätigt werden. Hierbei werden neue Aktien ausgegeben und dem Markt zugeführt.
Bei der Selbstfinanzierung oder der bereits beschriebenen Innenfinanzierung wird der Gewinn des Unternehmens einbehalten und für die Erhöhung des Eigenkapitals angespart. Wird der Gewinn den Rücklagen zugeführt, so wird auch von einer offenen Selbstfinanzierung gesprochen.
Liegt eine stille Selbstfinanzierung vor, so ist diese von außen nicht unbedingt erkennbar. Die Gewinne werden im Rechnungswesen also nicht abgebildet. Dies vorkommen, wenn stille Reserven gebildet werden. Die stillen Reserven bilden hierbei eine Sonderform der Eigenfinanzierung. Sie stellen vergangene Gewinne dar, die nicht ausgeschüttet werden, sondern im Unternehmen verbleiben. Damit sind sie der Selbstfinanzierung hinzuzurechnen. Als Besonderheit ist jedoch zu vermerken, dass das bilanzielle Eigenkapital nicht erhöht wird. An der Bilanz ist also nicht abzulesen, ob stille Reserven gebildet wurden. Stille Reserven können allerdings nicht nur durch Gewinneinbehaltung gebildet werden, sondern auch durch Abschreibungen.
Oftmals liegt die Finanzierungsquelle der Eigenfinanzierung allerdings außerhalb des Unternehmens. Gesellschafter haben eine Vielzahl von Möglichkeiten dem Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung zu stellen.
Hierbei wird zwischen Unternehmen unterschieden die emissionsfähig sind, zum Beispiel Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien und nicht-emissionsfähigen Unternehmen. Hierzu sind die Offene Handelsgesellschaft, die Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die Kommanditgesellschaft und die Genossenschaft zu zählen.
Im Gegensatz zu den emissionsfähigen Unternehmen können letztere keine Aktien oder Anteile an der Börse handeln.
Vorteile aus der Erhöhung des Eigenkapitals
Der größte Vorteil, der aus der Eigenfinanzierung gezogen werden kann ist die größere Unabhängigkeit gegenüber Kreditinstituten. Da keine Verbindlichkeiten aufgebaut werden, sondern die finanziellen Mittel langfristig und ohne Gegenleistung zugeführt werden, besteht keine Rückzahlungsverpflichtung. Das Unternehmen kann also langfristiger mit diesen finanziellen Mitteln planen.
Die Eigenkapitalquote des Unternehmens nimmt zu. Sollte das Unternehmen also daran interessiert sein neue Fremdfinanzierungsmittel aufzunehmen, so kann durch eine Erhöhung des Eigenkapitals ein stärkeres Vertrauen in Kreditinstitute gesetzt werden. Den Kreditgebern steht in diesem Zuge eine größere Haftungssubstanz zur Verfügung. Nicht nur die Bewilligung der Kredite an sich, sondern auch deren Konditionen können von der Höhe des Eigenkapitals abhängig sein. Durch die Zuführung aus der Eigenfinanzierung stehen also höhere Sicherheiten entgegen was die Verhandlungsposition gegenüber Kreditinstituten stärkt.
Insgesamt nimmt durch die Eigenfinanzierung zudem das Risiko der Zahlungsunfähigkeit ab. Da bei dieser Finanzierungsart keinerlei Zahlungsverpflichtungen gegenüber Anteilseigner oder Kreditinstituten bestehen, können auch wirtschaftlich schwächere Phasen überwunden werden, ohne direkt von der Zahlungsunfähigkeit bedroht zu werden. Bei Krediten sind nicht nur die regelmäßigen Tilgungen als Risikofaktor zu sehen, sondern durch Zins und Zinseszinseffekte entstehen langfristig immer höhere Kosten. Diese Kosten bestehen bei der Eigenfinanzierung nicht.
Im Gegenteil – wie bereits aufgezeigt kann durch die Erhöhung des Eigenkapitals die Refinanzierung günstiger werden. Da im Falle des Vorhandenseins von mehr Haftungssubstanz größere Sicherheiten vorhanden sind, besteht ein geringeres Zahlungsausfallrisiko. Kreditinstitute können also neue Kredite zu günstigeren Konditionen vergeben.
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