Ist die aktuelle Inflation gut oder schlecht für einen Kredit?

© steveph / pixabay.com

In den Medien ist das Thema Inflation aktuell sehr präsent. Die Inflationsrate in Deutschland ist im September 2021 auf 4,1 % angestiegen. Eine solch hohe Entwicklung war zuletzt im Dezember 1993 festzustellen. Insoweit stellen sich viele verständlicherweise die Frage, wie sich eine hohe Inflation auf einen Ratenkredit auswirkt. Anzumerken ist, dass die Inflation den Wertverlust des Geldes innerhalb eines Jahres beschreibt. Dies würde bedeuten, dass bei einer Inflationsrate von 4,1 % im Vergleich zum Vorjahr das Geld weniger wert geworden ist.

Die Inflationsrate sorgt für einen Wertverlust

Wenn Sie zum Beispiel vor einem Jahr für 100 Euro eingekauft haben, müssen Sie bei einer Inflationsrate von 4,1 % aktuell für den gleichen Einkauf 104,10 Euro bezahlen. Dies bedeutet, dass Sie für Ihre 100 Euro nunmehr nicht mehr so viel einkaufen können, wie vor einem Jahr. Anders ausgedrückt besitzen Sie zwar auch heute noch denselben 100-Euro-Schein. Real gesehen sind diese 100 Euro jedoch nur noch 95,90 Euro wert. Hinzu kommen noch die ständigen Preissteigerungen.

In den letzten Jahren lag die Inflationsrate bei 1,5 bis 2,5 %. Aus diesem Grund müssen auch die Löhne in den unterschiedlichsten Branchen regelmäßig ansteigen, damit die jährlich sinkende Kaufkraft der Bürger ausgeglichen werden kann.

So wirkt sich die Inflation auf Kredite aus

In der Theorie ist eine Inflation für Kreditnehmer eine gute Sache. So wird zum Beispiel bei einer Kreditaufnahme ein fester Zins mit dem Kreditnehmer vereinbart. Dieser ändert sich auch nicht bei einer Inflation. Dadurch erleidet lediglich die kreditgebende Bank einen Verlust. Die Kreditsumme, welche die Bank Ihnen gegeben hat, ist einschließlich der Zinszahlungen am Ende der Laufzeit real weniger wert als noch am Tag der Kreditaufnahme.

Hierzu ein Beispiel:

Für ein neues Auto nehmen Sie einen Autokredit über 20.000 Euro auf. Der durchschnittliche Zinssatz liegt bei effektiv 2,99 %. Diesen Zinssatz erhalten in aller Regel etwa 2/3 der Kunden einer Kreditbank. Wir gehen wieder von der aktuellen Inflationsrate von 4,1 % aus. Der Realzins liegt nun bei minus 1,11 %. Diesen erhält die Bank nun tatsächlich für Ihren Kredit. Durch den sogenannten Kaufkraftverlust der Schulden müssen Sie als Kreditnehmer weniger Schulden zurückzahlen. Grund hierfür ist, dass der 20.000-Euro-Autokredit in den nächsten Jahren real weniger wert ist.

So einfach ist es leider nicht

In der Praxis sieht es bei den Krediten etwas anders aus. Hier wird davon ausgegangen, dass die Gehälter im Schnitt mit der Inflationsrate wachsen. Damit soll das real erhaltene Geld in etwa denselben Gegenwert haben. Ausgehend des vorgenannten Beispiels für den Autokredit, wird angenommen, dass der Kreditnehmer monatlich über ein Einkommen von 2.000 Euro netto verfügt.

Die monatliche Rate für den Autokredit beträgt 341 Euro. Diese ist für die gesamte Laufzeit festgelegt. Falls das reale Einkommen des Kreditnehmers mit der Inflationsrate steigen, dann hätte dieser am Monatsende sogar noch mehr Geld übrig. Dadurch würde sogar die monatliche Belastung sinken. Leider funktioniert dies nur in der Theorie.

Bei ansteigenden Inflationsraten steigt aber das Einkommen nicht immer mit gleichem Tempo. Daher funktioniert der Ausgleich bei vielen Konsumentenkrediten in dieser Form nicht. Ebenfalls muss aber berücksichtigt werden, dass alle materiellen Waren und somit auch das angeschaffte Auto im Preis steigen. Daher ist der Wertverlust beim Auto nominal nicht so hoch wie bei einer geringen Inflationsrate.

Wie sieht es bei Immobilienkrediten aus?

Bei Immobiliendarlehen gibt es längere Zinsbindungsfristen von mindestens 10 Jahren. Immobilien sind als materielle Güter ein guter Inflationsschutz. Sie profitieren als Kreditnehmer dabei von festgelegten Kreditraten. Diese sind von einer Inflation unabhängig. Ebenfalls ist festzustellen, dass in den letzten Jahren die Immobilienpreise überdurchschnittlich bei höheren Inflationen steigen.

Diejenige, welche eine Immobilie als Kapitalanlage vermieten, haben die Möglichkeit, die Miete über die Indexmiete jährlich anzupassen. Hier spielt der Verbraucherpreisindex eine wichtige Rolle. Dann ist die Inflationsrate nicht so deutlich spürbar.