Mit Zinsanpassung wird die Festlegung eine neuen, an die veränderten Kapitalmarktbedingungen angepassten, Zinssatzes durch die Bank bezeichnet. Die Zinsanpassung garantiert dabei einen festen Zinssatz über mehrere Jahre, welcher aber vor Ablauf der Frist neu verhandelt werden und an den aktuellen Kapitalmarktzins angepasst werden muss. Ist der Darlehensnehmer mit einem neuen Angebot der Bank nicht einverstanden, wird der gesamte Restbetrag zur Rückzahlung fällig. Hier wäre die Umschuldung durch ein anderes Kreditinstitut eine bessere Lösung. In einem solchen Fall spricht man dann von Bedingungsanpassung oder auch Prolongation.
Eine Zinsanpassung kommt immer dann zum Zuge, wenn sich die Bedingungen am Kapitalmarkt geändert haben, sprich der ursprüngliche Zinssatz entsprechend den aktuellen Bewegungen angepasst werden muss. Trotzdem bietet die Zinsanpassung dem Anleger am Kapitalmarkt eine gewisse Sicherheit, da so die Zinsen über einen vorher festgelegten Zeitraum festgeschrieben sind und erst nach Ablauf der aufgestellten Frist wieder neu verhandelt werden müssen. Für Anleger stellt sich in diesem Moment die Frage, ob der neue Zinssatz akzeptiert werden soll, oder ob es sich nicht lohnt eine Umschuldung vorzunehmen und zu einem anderen Kreditanbieter zu wechseln.
Inhalt
Wichtige Informationen zur Zinsanpassung
- Die Zinsanpassung passiert nicht einfach so, sondern orientiert sich immer an dem aktuellen Marktzins.
- Die Zeitintervalle für eine Zinsanpassung sind im Darlehensvertrag festgelegt.
- Die veränderten Zinshöhe können eine Haushaltskasse maßgeblich beeinflussen. Nicht nur positiv, sondern auch negativ ist möglich.
- Darlehen mit einer festen Zinsbindung sorgen für Planungssicherheit auch in Zukunft.
In den letzten Jahren haben sich variable und feste Zinsen durchgesetzt. Beide Zinsformen haben ihre Vor- und Nachteile. Gerade Darlehensnehmer, die sehr risikofreudig sind, nehmen meist die variablen Zinsen. Der Zinssatz kann sich im Laufe der Zeit verändert und das passiert in bestimmten Rhythmen. Aber auch wenn die Zinsbindungsphase abläuft, sprechen Experten von der sogenannten Zinsanpassung.
Entscheidung für variablen oder festen Zins
Die Entscheidung für welche Zinsform sich ein Darlehensnehmer entscheidet, sollte nicht aus dem Bauch heraus getroffen werden. Für eine bessere Ansicht gibt es ein Rechenbeispiel:
Kredithöhe beträgt 10.000 Euro. Die Laufzeit liegt bei 4 Jahren und die Tilgungsraten sind jährlich angesetzt. Im ersten Fall gibt es fester Zins von 5% berechnet und im zweiten Fall gibt es eine Zinsanpassung. Der Startzins liegt auch hier bei 5%.
Fester Zins | Variabler Zins | |
1. Jahr | 5% Zinsen auf die Restschuld von 10.000 Euro sind 500 Euro Zinszahlung | 5% Zinsen auf die Restschuld von 10.000 Euro sind 500 Euro Zinszahlung |
2. Jahr | 5% Zinsen auf die Restschuld von 7.500 Euro sind 375 Euro Zinszahlung | 6 % Zinsen auf die Restschuld von 7.500 Euro sind 450 Euro Zinszahlung |
3. Jahr | 5% Zinsen auf die Restschuld von 5.000 Euro sind 250 Euro Zinszahlung | 3% Zinsen auf die Restschuld von 5.000 Euro sind 150 Zinszahlung |
4. Jahr | 5% Zinsen auf die Restschuld von 2.500 Euro sind 125 Euro Zinszahlung | 3% Zinsen auf die Restschuld von 2.500 Euro sind 75 Euro Zinszahlung |
Ergebnis | Komplette Zinszahlung 1.250 Euro | Komplette Zinszahlung 1.175 Euro |
Anhand des Beispiels wird deutlich, dass ein variabler Zins durchaus seine Vorteile in Bezug auf die zu leistenden Zahlungen haben kann, aber der Zins kann sich auch negativ verändern. Durch eine Zinsanpassung bietet sich die Gelegenheit, dass die negativen Seiten vermieden werden. Gerade bei einer Baufinanzierung kann eine negative Zinsanpassung zum Verlust der Immobilie führen. In Bezug auf die Anlageformen kann ein variabler Zins zu hohen finanziellen Verlusten führen. Aber auch der feste Zins kann seine Nachteile haben, denn eine Zinsanpassung ist nicht möglich, auch wenn sich die Zinsen in eine positive Richtung entwickeln.
Zinsanpassungen – gut für die Bank?
Auch Experten können nicht pauschalisieren, ob variable Zinsen oder feste Zinsen für einen Darlehensnehmer perfekt sind. Gerade in finanzieller Hinsicht kann eine Zinsanpassung viele Vor- und Nachteile haben. Die Entwicklung der Zinsen kann in beide Richtungen erfolgen und ist kaum vorherzusagen. Zwar kann der Markt genau beobachtet werden, aber auch das ist keine Garantie. Der Marktzins ist maßgeblich für die Entwicklung zuständig und sobald der Leitzins zu steigen beginnt, kann ein Darlehen mit variablen Zinsen zu einer kostspieligen Angelegenheit werden. Gerade in einem solchen Fall sollte auf eine lange Zinsbindung geachtet werden. Andererseits kann der Darlehensnehmer aber auch von den Veränderungen profitieren, wenn die Zinsen unerwartet zu sinken beginnen.
Kunden der Bank müssen immer bedenken, dass die Rückzahlungssumme für das Darlehen die Haushaltskasse belastet. Zwar ist die Rückzahlungsrate berechnet, aber ein höherer Zinssatz kann die Haushaltskasse zusätzlich stark belasten. Bei variablen Zinsen besteht keine wirkliche Planungssicherheit, denn sie können sich positiv oder negativ entwickeln. Finanzielle Engpässe können zu starken Problemen führen. Ein fester Zins steht vor allen Dingen für eine gewisse Planungssicherheit. Der feste Zins bleibt bestehen, auch wenn die Zinsen sich verändern. Im Grunde sind also beide Zinsvarianten recht unterschiedlich und können gut oder schlecht sein.
Viele Kunden sind der Meinung, dass eine Zinsanpassung nur für die Bank vorteilhaft sein kann. Das ist nicht der Fall. Auch die Bank unterliegt der Zinsanpassung und muss auf ihre finanzielle Sicherheit achten. Hierfür gibt es spezielle Aufsichtsräte, die sich mit der Entwicklung der Zinsen beschäftigen. Um finanzielle Engpässe aufgrund von Zinsanpassungen zu vermeiden, arbeiten die Banken mit anderen Finanzinstrumenten. Dafür gibt es spezielle Personen, die sich nur mit diesem Thema beschäftigen. Sie verhindert die Insolvenz der Bank.
Die Bestimmung der Zinsanpassung
Die Bank darf den Zinssatz bei einer Zinsanpassung nicht selber festlegen. Die Zinsanpassung orientiert sich immer nach dem aktuellen Marktzins. Der Marktzins wird durch den Leitzinssatz beeinflusst, der von der Landesbank bestimmt wird. Bei allen Änderungen ist immer wichtig, dass der Leitzins und der Kreditzins auf keinen Fall in dem gleichen Niveau liegen. Erfolgt eine Zinsanpassung, dann ist die Bank verpflichtet Verwaltungsgebühren und Risikoprämien einzufordern. Dadurch erhöht sich dann auch der Kreditzins. Steigt der Leitzins um 1% an, dann muss auch das Darlehenszins um 1% ansteigen. Genauso funktioniert es auch, wenn der Leitzins durch die Landesbank gesenkt wird.
In vielen Fällen sind die Zinsen nicht immer an den Leitzins gekoppelt. Sie richten sich meist nach dem EURIBOR. Der EURIOBOR ähnelt in gewisser Weise dem Leitzins und spielt die Kosten und die Entwicklung der Banken wieder. Banken nutzen die Durchschnittswerte der letzten Monate, um die Zinsen auf das aktuelle Niveau anzupassen. Dabei orientieren sie sich nach:
- dem aktuellen Marktzins
- dem Leitzins der Europäischen Zentralbank
- dem Euribor
- den anderen Zinssätzen
Zeitpunkt der Zinsanpassung
Im Kreditvertrag werden die Zeitpunkte in Bezug auf die Zinsanpassung genau festgelegt. Darlehensnehmer und Banken vereinbaren im Vertrag bestimmte Zeitintervalle, an denen die Zinsanpassung stattfinden soll. In vielen Fällen können die Anpassungen nicht nur einmal alle 3 Monate angepasst werden. Auch eine jährliche Anpassung ist durchaus üblich. Im theoretischen Fall ist es sogar möglich, eine Zinsanpassung erst nach einigen Jahren durchzuführen. Dann handelt es sich aber nicht mehr um einen variablen Zins, sondern um einen festen Zins. Nach Ablauf der Kreditlaufzeit kommt es noch einmal zu einer Zinsanpassung. Sie ist einmalig und wird sich nicht wiederholen.
Die Informationspflicht zur Zinsanpassung
Die Banken sind verpflichtet ihre Kunden über eine Zinsanpassung informieren. Die Darlehensnehmer beziehungsweise die Bankkunden haben zwar die Möglichkeit sich selbst zu informieren, aber die Banken sind zur Information verpflichtet. Dazu versenden die Banken standardmäßige Schreiben, die Informationen zur Zinsanpassung enthalten. Rechtlich gesehen reicht es einfach aus, wenn die Bank den neuen Zinssatz einfach per Lastschrift abbucht. Unklarheiten können immer direkt mit der Bank ausgeräumt werden.
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