Inhalt
- 1 Was ist der Verschuldungsgrad?
- 2 Wie berechnet man den Verschuldungsgrad eines Unternehmens
- 3 Der optimale Verschuldungsgrad
- 4 Der Verschuldungsgrad kann Teil eines Kreditvertrages sein
- 5 Der Verschuldungsgrad von Gemeinden und Staaten
- 6 Die Berechnung des Verschuldungsgrades
- 7 Versicherungen und der Verschuldungsgrad
- 8 Der dynamische Verschuldungsgrad
- 9 Fremdkapital / Cashflow
- 10 Die optimale Verschuldung
Was ist der Verschuldungsgrad?
Der Verschuldungsgrad ist in der Betriebswirtschaft eine Kennzahl. Die Zahl gibt den Grad der Verschuldung eines Kreditnehmers, auch Schuldner genannt, an. Schuldner können dabei Privatpersonen, Unternehmen, Gemeinden oder Staaten etc. sein.
Der Verschuldungsgrad ist vor allem für den Gläubiger, den Kreditgeber, eine wichtiger Indikator, da er für sein Risiko steht.
Im Wesentlich gibt die Zahl das Verhältnis zwischen Fremdkapital und Eigenkapital des Kreditnehmers an. Mit einem größer werdenden Verschuldungsgrad nimmt auch das Risiko für den Gläubiger zu.
Tendenziell haben Gläubiger das Interesse ihr Kreditrisiko jederzeit zu überprüfen. Dazu werden Bilanzen, Jahresabschlüsse oder der Staatshaushalt, wenn der Schuldner ein Staat ist, herangezogen.
Bei Unternehmen wird, wie bereits beschrieben, das Verhältnis zwischen Fremdkapital und Eigenkapital, berechnet, um den Verschuldungsgrad festzustellen. Das Eigenkapital des Schuldners hat für den Gläubiger eine große Bedeutung, denn es ist die sogenannte Haftungsmasse für den Gläubiger.
Je mehr Eigenkapital der Schuldner hat, desto geringer ist das Risiko für den Gläubiger und desto geringer ist der Verschuldungsgrad des Schuldners.
Der Verschuldungsgrad gibt also Auskunft darüber, ob der Schuldner auch im Falle eines Rückgangs der laufenden Einnahmen oder im Falle eines Verlustes von Eigenkapital noch zahlungsfähig bleibt.
Da der Verschuldungsgrad eine sehr wichtige Kennzahl ist, gehört er zu den wesentlichen Schuldenkennzahlen.
Schuldenkennzahlen sind verschiedene betriebswirtschaftliche Zahlen, welche Aufschluss über die Kreditwürdigkeit eines Gläubigers geben.
Wie berechnet man den Verschuldungsgrad eines Unternehmens
Beim Berechnen des normalen Verschuldungsgrades muss zunächst das Eigenkapital des Unternehmens ermittelt werden. Dafür müssen die richtigen Zahlen aus der Bilanz des Unternehmens addiert werden. Zum Eigenkapital gehört das gezeichnete Kapital nach Abzug der anstehenden Einlagen und des Goodwills. Der Goodwill bezeichnet immaterielle Vermögensgegenstände.
Auf den Wert, welcher nach den beschriebenen Abzügen übrig bleibt, werden noch Kapitalrücklagen und Gewinnrücklagen addiert. Der Wert, der am Ende dieser Rechnung steht, gibt das Eigenkapital an.
Nachdem man das Eigenkapital ermittelt hat, muss man den Wert des Fremdkapitals herausfinden. Zum Fremdkapital gehören sämtliche Rückstellungen, Wandelanleihen und sonstige Verbindlichkeiten.
Wenn man nun beide Werte ermittelt hat, teilt man das Fremdkapital durch das Eigenkapital. Das Ergebnis dieser Rechnung ist der Verschuldungsgrad des Unternehmens.
Wenn der Verschuldungsgrad eines Unternehmens hoch ist, droht dem Gläubiger der Verlust seines Kapitals. Durch das hohe Risiko kann der Gläubiger dann auch höhere Zinsen auf das dem Unternehmen zur Verfügung gestellten Kapital fordern.
Allgemein kann man sagen, dass Unternehmen mit viel Fremdkapital einen höheren Zinsaufwand haben. Die abzugebenden Zinsen, welche aus den laufenden Einahmen gezahlt werden müssen, wirken gewinnhemmend oder sogar verlusterhöhend. Somit erreichen Unternehme mit einem großen Anteil an Fremdkapital die Gewinnschwelle später als Unternehmen mit einem geringen Anteil an Fremdkapital.
Neben dem zuvor beschriebenen Verschuldungsgrad gibt es auch noch den dynamischen Verschuldungsgrad. Beim dynamischen Verschuldungsgrad wird das Fremdkapital in Verhältnis zum gesamten Cashflow des Unternehmens gesetzt. Unter Cashflow versteht man die Differenz zwischen allen Einnahmen, die das Unternehmen erwirtschaftet, und Ausgaben, welche das Unternehmen hat.
Der dynamische Verschuldungsgrad gibt unter der Voraussetzung, dass der Cashflow nur für die Tilgung des Kredits benutzt wird und sich der Cashflow in den nächsten Jahren auf dem selben Niveau befinden wird, den Zeitraum an, welcher für die Tilgung des gesamten Kredits benötigt wird. Wenn bei der Rechnung herauskommt, dass die Tilgung des Kredits unter diesen Voraussetzungen mehr als drei Jahre benötigen wird, hat der Gläubiger ein sehr hohes Kreditrisiko.
Der optimale Verschuldungsgrad
Über die Jahre hat sich diesbezüglich eine Regel bestätigt. Ein Unternehmen sollte nie einen höheren Verschuldungsgrad als 200 Prozent haben. Das Unternehmen hätte dann bereits doppelt so viel Fremdkapital wie Eigenkapital. Das Kapital würde also zu 66,66 Prozent aus Fremdkapital bestehen und zu 33,33 Prozent aus Eigenkapital.
Je nach dem in welcher Branche das Unternehmen tätig ist können diese Richtwerte abweichen.
Allgemein gilt jedoch, je höher der Verschuldungsgrad eines Unternehmens ist, desto mehr Risiko hat das Unternehmen. Denn mit einer hohen Verschuldung verliert das Unternehmen seine Souveränität, da es von Gläubiger abhängig ist.
Gleichzeitig steigt auch für den Gläubiger das Risiko, da er im Falle einer Insolvenz damit rechnen muss, dass er seinen Kredit nicht vollständig wiederbekommt, weil dem Unternehmen an Haftungsmasse fehlt.
Der Verschuldungsgrad kann Teil eines Kreditvertrages sein
Im Kreditvertrag kann die Bedingung stehen, dass der Schuldner einen gewissen vereinbarten Verschuldungsgrad nicht überschreiten darf. Wenn der vertraglich vereinbarte, maximale Verschuldungsgrad überschritten wird, liegt eine Vertragsverletzung vor. Meistens wird dann die sogenannte Heilungsphase eingeleitet. In dieser Periode hat der Schuldner die Möglichkeit nachträglich den besprochenen Verschuldungsgrad zu erreichen.
Kann der Schuldner jedoch nach wie vor die Kennzahl nicht erfüllen, kann der Gläubiger den Kredit vorzeitig kündigen oder höhere Zinsen auf den Kredit verlangen.
Der Verschuldungsgrad von Gemeinden und Staaten
Geminden und Staaten basieren auf ganz anderen Strukturen als Unternehmen. Um hier den Verschuldungsgrad zu berechnen, setzt man die Schulden und das Bruttoinlandsprodukt des Staates in Verhältnis.
In den Maastricht-Kriterien wurde festgehalten, dass EWU-Staaten keinen Verschuldungsgrad, in diesem Zusammenhang auch Staatsschuldenquote genannt, von über 60 Prozent haben sollten. Wenn Staaten diese Grenze brechen, müssen sie unter Umständen mit Sanktionen rechnen.
Deutschen Gemeinden haben in den letzten Jahren immer wieder mit ihren Schulden zu kämpfen. Bei Gemeinden werden die Ausgaben und Einnahmen gegenübergestellt.
Solange die Ausgaben und Einnahmen nahezu deckungsgleich sind, gilt die Gemeinde als schuldentragfähig.
Die Berechnung des Verschuldungsgrades
Der Verschuldungsgrad wird mit einer speziellen Formel berechnet, die wie folgt lautet:
(Fremdkapital / Eigenkapital ) x 100
Damit die Berechnung erfolgreich stattfinden kann, muss zuerst eine exakte Trennung zwischen dem Eigen- und dem Fremdkapital vorgenommen werden. Grundsätzlich gilt, dass der Verschuldungsgrad nicht höher als 200 sein darf. Das bedeutet, dass das Fremdkapital nicht mehr als doppelt so hoch wie das Eigenkapital sein darf. In den meisten Fällen sinkt die Kreditwürdigkeit, wenn der Verschuldungsgrad ansteigt. Allerdings muss man beachten, dass bei den Kennziffern, so wie bei vielen anderen Kennziffern auch, die Regel nicht in Stein gemeißelt ist. Sie dient eigentlich eher zur Orientierung.
Versicherungen und der Verschuldungsgrad
Banken und Versicherungen haben in der Regel einen sehr hohen Verschuldungsgrad. Dabei liegt die Kennziffern meist in einem vierstelligen Bereich. Im Jahr 2016 wies der Allianz-Konzern einen Verschuldungsgrad von 1.155,54 % aus. Damit man den Verschuldungsgrad in einem richtigen Kontext sehen kann, muss man sich genau mit dem Thema Fremdkapital beschäftigen. Dabei bedeutet Fremdkapital, dass das Kapital nicht dem Unternehmen gehört, sondern anderen Kapitalgebern. Im Grunde handelt es sich also eigentlich um Schulden, die in der Zukunft an die Kapitalgeber zurückgezahlt werden müssen. Dieser Punkt liegt bei Banken und Versicherungen sehr häufig vor, denn es gehört in diesen Bereichen zur Geschäftsbasis. Sie arbeiten mit dem Geld anderer Leute und das rechtskräftig. In den Bilanzen wird dieses Kapital dann als Fremdkapital verbucht. Das Ergebnis aus diesen Informationen macht deutlich, dass der Verschuldungsgrad sich nicht für Unternehmen eignet, die mit Geld von fremden Leuten arbeiten.
Der dynamische Verschuldungsgrad
Der Verschuldungsgrad sagt im Grunde aus, wie viel Zeit vergeht bis die Verschuldung durch den erwirtschafteten Umsatz (Cashflow) zurückgezahlt wird. Mit der Kennzahl lassen sich Schlüsse auf eventuell vorhandene Finanzierungsprobleme ziehen. Der dynamische Verschuldungsgrad lässt sich ebenfalls mit einer Formel berechnen, die lautet:
Fremdkapital / Cashflow
Beispiel:
Das Unternehmen hat im Einzelabschluss, also in der Bilanz am 31.12 eines Jahres ein Fremdkapital von 7 Millionen Euro. Der erzielte Umsatz für das Jahr liegt bei 2 Millionen Euro. Diese Zahlen werden nun in die Formel eingefügt:
7 Millionen Euro / 2 Millionen Euro ergeben 3,5
Somit liegt der dynamische Verschuldungsgrad bei 3,5. Das bedeutet, dass das Unternehmen in 3,5 Jahren in der Lage ist seine Verschuldung in den Griff zu bekommen und die Schulden zu bezahlen. Das ist aber nur möglich, wenn das Unternehmen den gesamten Umsatz des Jahres zur Schuldentilgung nehmen würde. Grundvoraussetzung ist natürlich dann auch, dass der Umsatz jedes Jahr gleich bleibt und sich nicht ins negative oder positive verändert.
Die optimale Verschuldung
Der Verschuldungsgrad sollte niemals höher als 200% sein, das ist oben schon deutlich gemacht worden. Aber es gibt auch beim Verschuldungsgrad Ausnahmen. Die Ausnahmen haben eine deutlich höhere Verschuldung und somit wird auch klar, dass ein optimaler Verschuldungsgrad nicht festgelegt werden kann. Es gibt aber einige Orientierungspunkte, zu denen die Kapitalkosten und die Finanzierungsalternativen gehören. Die Finanzierungsalternativen sollten im besten Fall geringer sein als bei anderen Formen der Finanzierung. Bei dieser Variante wird vom Leverage-Effekt gesprochen. Sobald die Fremdkapitalzinsen unter dem internen Zinsfuß liegen, beginnt die Eigenkapitalrentabilität zu steigen und das mit Fremdkapitalquote. In einem solchen Fall kann von einem optimalen Verschuldungsgrad gesprochen werden. Kann die Regel nicht erfüllt werden, dann handelt es sich um einen suboptimalen Verschuldungsgrad. Kommt dann noch die 200% Regel zum Einsatz, dann darf die Fremdkapitalquote nicht über 67% liegen und die Eigenkapitalquote höchstens bei 33%.
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