Der Begriff Schuld hat unter anderem im Finanzwesen eine große Bedeutung. Aus der Schuld, einem Menschen eine Geldsumme oder einen Gegenstand zu schulden, ist der Schuldschein entstanden. Schuldscheine existieren bereits seit dem 19. Jahrhundert und haben bis heute ihr Popularität nicht verloren.
Der Schuldschein ist die schriftliche Fixierung einer bestehenden Schuld. Deshalb ist ein Schuldschein fachlich exakt ein sogenanntes Anerkennen einer Schuld durch den Schuldner. Mit dem Vorhandensein eines Schuldscheins ist gleichzeitig die Verpflichtung verbunden, diese Schuld zu begleichen. Im Rechtswesen wird daher auch von einem Schriftstück gesprochen, in dem die Schuld festgestellt und gleichzeitig bestätigt wird. Im Schuldschein erkennt der Schuldner lediglich an, dass er einem Gläubiger eine gewisse Geldsumme zurück zahlen muss. Trotzdem ist der Schuldschein nicht einer Forderung gleich zu setzen. Außerdem gilt ein Schuldschein als konstitutive Beurkundung.
Ist der Schuldschein durch einen Kredit zustande gekommen, dann beweist die Urkunde, dass dieses Geschäft vereinbart wurde. Mit einem Schuldschein geht die Beweislast vom Gläubiger oder dem Verleiher auf den Kreditnehmer oder den Schuldner über. Über Schuldscheine werden in der Regel Fremdfinanzierung für private Personen oder für Unternehmen abgewickelt. Daher sind Schuldscheine ein beliebtes Mittel, um als relativ zuverlässige Wertanlage unter Privatpersonen eingesetzt zu werden.
In der Praxis hat ein Schuldschein hauptsächlich mit einem Darlehen eine Bedeutung. Er ergibt sich meist aus einem Kredit- oder Darlehensvertrag heraus. Er ist ein Geldersatz oder Geldsurrogat. Deshalb kann ein Schuldschein auch als bargeldloses Zahlungsmittel eingesetzt werden. Allerdings muss ein neuer Gläubiger, der Forderungen gegen einen Schuldner hat, einen Schuldschein nicht in jedem Fall als Begleichung eines Darlehens akzeptieren. In diesem Sinn ist die Verwendung eines Schuldscheins im Zahlungsverkehr also eingeschränkt. Der Schuldschein hat nicht die gleiche Bedeutung wie ein Wertpapier.
Auf der Grundlage des Sachverhaltes Schuldschein wird meist von einem Schuldscheindarlehen gesprochen. Zwischen dem Gläubiger und dem Schuldner kommt es zum Abschluss eines Kreditvertrages, wobei der Schuldschein in das Eigentum des Gläubigers über geht. Der Schuldschein übernimmt gleichzeitig die Funktion des Kreditvertrages. Grundlage für diese Wertigkeit ist ein Eintrag des Schuldners als Kaufmann im Handelsgesetztbuch.
Inhalt
Arten von Schuldscheinen
Ein Schuldschein ist lediglich eine Variante der Schuldverschreibung. Die Wirkung des Schuldscheins ist nur unter bestimmten formellen Voraussetzung gegeben. Dazu gehört unter anderem die Unterschrift des Schuldners. Warum die Schuld ursprünglich entstanden ist, muss auf dem Schuldschein nicht dargelegt werden. Allerdings ist es wichtig, dass der Inhalt der Schuld ausgewiesen sein. Nur so kann der Schuldschein als Nachweis einer Schuld rechtsgültig werden.
Wird ein Gläubiger nicht mehr liquide beziehungsweise ist nicht zahlungsfähig gegenüber einem anderen Gläubiger, kann er den Schuldschein so lange ruhen lassen, bis diese Forderungen auflaufen. Das kann auch zu einer wesentlich späteren Zeit der Fall sein, als der Schuldschein abgeschlossen wurde.
Für alle Schuldscheine gilt das deutsche Wertpapierrecht.
Im Zusammenhang mit Schuldscheindarlehen werden zwei Versionen von Schuldscheinen unterschieden. Das ist einerseits der fristenkongruente Schuldschein und andererseits der revolvierende Schuldschein. Schuldscheindarlehen unterliegen zudem besonderen Kriterien. Sie können nicht vorzeitig ausgezahlte werden und es entstehen keine Sonderzahlungen. Schuldscheindarlehen gelten im Finanzverkehr deshalb als unflexible und starre Absprachen. Als Basis für derartige Schuldscheine werden überwiegend Grundschulden genutzt, wobei der Schuldschein hierbei ebenfalls nicht als Wertpapier anerkannt wird. Im Bezug auf das Handeln an der Börse sind Schuldscheine nicht einsetzbar. Außerbörslich können die Urkunden jedoch ohne Weiteres verwendet werden.
Schuldscheine und Zinsen
Auch Schuldscheine werden mit Zinsen belastet. Die Zinssätze bewegen sich meist um die zwei oder drei Prozent. Die Zinsen für Schuldscheine unterliegen ebenfalls wirtschaftlichen Schwankungen wie Rezessionen oder Hochkonjunkturen. Die Festlegung der Zinsregelung ist beim Schuldschein auch spekulativ gesteuert.
Fristenkongruenter Schuldschein
Im Unterschied zum revolvierenden Schuldschein wird über die komplette Laufzeit ein fester oder fixer Zinssatz abgeschlossen.
Revolvierender Schuldschein
Der Zinssatz des Schuldscheins kann während der Laufzeit intervallmäßig schwanken. Der Zinssatz bleibt somit nicht gleich. Je nach wirtschaftlicher Situation wird eine dieser Vereinbarungen in gegenseitiger Absprache ausgewählt.
Vorteile eines Schuldscheins
Viele Großunternehmen sehen den Schuldschein oder das Schuldscheindarlehen gegenwärtig als lohnenswerte Finanzierungsart an. Das hat damit zu tun, dass derartige Schuldverschreibungen verschiedene flexible Absprachen zwischen den Kreditgebern und den Kreditnehmern ermöglichen. Anleihen sind im Vergleich zu Schuldscheinen eher starr. Sogenannte endfällige Zahlungen oder Tilgungen und fest vereinbarte Laufzeiten machen einen Schuldschein relativ sicher. Darüber hinaus ist ein Schuldschein eine unkomplizierte Vorgehensweise, um schnell Investitionen auch in großen Dimensionen flüssig zu machen. So profitieren in der Gegenwart vorrangig mittelständische Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz ab ungefähr 300 Millionen von den Schuldscheinen. Schuldscheine sind daher als diversifizierte Geldquellen aus dem Finanzmarkt nicht mehr weg zu denken. Privatleute stützen sich bei den Darlehen eher auf Ratenkredite.
Weitere Vorzüge eines Schuldscheins sind dessen geringe Kosten und der niedrige Aufwand an Informationen. Um einen Schuldschein auszustellen, sind ungefähr 0,2 bis 0,5 Prozent der Darlehenshöhe an Kosten zu veranschlagen. Sowohl die Zinsen als auch die nebenbei zu entrichtenden Gebühren werden beim Schuldschein geringer eingestuft, als bei Anleihen. Unnötig sind zudem Vorgaben wie eine Mindestkredithöhe und ein Mindestvolumen von cirka 50 Millionen Euro.
Nachteile eines Schuldscheins
Im Gegensatz zu anderen Alternativen entstehen bei Schuldscheinen ziemlich hohe Zinsen. Oftmals bemängeln Unternehmen die minimale Flexibilität, die mit einem Schuldschein einher geht. Gemeint ist hiermit hauptsächlich, dass keine vorzeitige Tilgung eingeräumt wird, um die Laufzeit zu verkürzen und um Zinsen zu sparen.
Ein zweiter Grund, warum sich Schuldscheine nicht zwangsläufig überall durchsetzen, ist das Heranziehen zusätzlicher Sicherheiten. Die Anforderungen an die Kreditfähigkeit sind extrem hoch angesetzt.
Schuldschein – formale Vorgaben
Um die Rechtsgültigkeit eines Schuldscheins zu gewährleisten sind spezielle formale Grundsätze bei dessen Ausstellung zu beachten.
Zunächst muss auf dem Schuldschein sowohl das aktuelle Datum als auch der entsprechend geliehene Betrag vermerkt werden.
Als Voraussetzung für die Festsetzung der Laufzeit und das Ende der Rückzahlung wird auf dem Schuldschein das Datum eingetragen, zu dem die Schuld vollständig beglichen werden muss. Diese Fristsetzung ist wichtig, um bei fehlender Zurückzahlung ein Fälligkeitsdatum für eine eventuelle Mahnung zu haben.
Ein Schuldschein ist erst dann vollständig, wenn die Zinsen (maximal 20 Prozent) erwähnt werden. Was darüber liegt, wird als Wucher angesehen.
Unvollständig ist ein Schuldschein mit dem Fehlen der Unterschriften beider Seiten. Das heißt, dem Namen des Schuldners und dem des Gläubigers. Am besten sind unterschiedliche Schriftformen. Einmal Druckbuchstaben zu besseren Lesbarkeit und einmal die Handschrift beider Parteien. Um eine gerichtliche Auseinandersetzung erfolgreich beilegen zu können, falls die Schuld nicht gezahlt wird, sind unbeteiligte Zeugen mit Unterschrift auf dem Schuldschein zu vermerken.
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