Baugeld ist in Deutschland aufgrund der geringen Leitzinsen historisch günstig. Dies gilt nicht nur für Darlehen mit einer festen Zinsbindung, sondern auch für variable Darlehen, deren Zins sich der jeweiligen Marktgegebenheit anpasst. Diese Darlehen bieten zwar viel Flexibilität, denn eine Rückzahlung und Sondertilgungen sind jederzeit möglich. Gleichzeitig stehen bei dieser Finanzierung aber auch erhöhte Risiken gegenüber, die bei einem Vertragsabschluss unbedingt beachtet werden sollten.
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Die Finanzierung mit variablem Zins
Beim Abschluss einer Baufinanzierung ist es möglich, sowohl Darlehen mit fester Zinsbindung wie auch mit einer variablen Verzinsung zu wählen. Die variable Verzinsung wird dabei vor allem von Menschen bevorzugt, die bei ihrem Darlehen flexibel bleiben wollen. Ohne die sonst übliche Zinsbindung gibt es somit auch keinerlei Kündigungsfristen, sodass vorzeitige Rückzahlungen und teilweise Sondertilgungen immer möglich sind. Gerade Menschen, die unregelmäßige Einkünfte erzielen, können ihre Finanzierung so ganz individuell auf ihre Bedürfnisse zuschneiden und diese nach ihren Wünschen gestalten.
Ein weiterer Vorteil für Darlehen mit variabler Verzinsung sind die günstigen Konditionen. Da die Bauzinsen in aller Regel mit einem nur geringen Aufschlag auf den 3-Monats-Euribor vergeben werden, können Kreditnehmer durchaus Preisvorteile gegenüber einem „normalen“ Darlehen nutzen. Abhängig von der jeweiligen Zinsbindungsdauer bei Festdarlehen kann dieser Preisvorteil gut 1,5 Prozentpunkte oder einige hundert Euro pro Jahr betragen.
Die Risiken bei Darlehen mit variabler Verzinsung
Die genannten Vorteile sind aber gleichzeitig auch die Nachteile der Finanzierung. Da die Zinsen nämlich an den 3-Monats-Euribor gekoppelt sind, können diese bei einer Zinsveränderung ebenfalls angepasst werden. Was in Zeiten sinkender Kapitalmarktzinsen durchaus lukrativ sein kann, ändert sich jedoch bei steigenden Zinsen, wie sie aktuell zu beobachten sind. Zwar werden die Leitzinsen von der Europäischen Zentralbank derzeit noch nicht wieder angehoben, die allgemeinen Kapitalmarktzinsen jedoch orientieren sich leicht nach oben. Für Kreditnehmer mit einem variablen Darlehen bedeutet dies direkt eine höhere monatliche Ratenbelastung, die dann mit dem vorhandenen Einkommen getragen werden muss. Je nach Höhe des Zinsanstiegs kann hierdurch die gesamte Finanzierung gefährdet sein, wenn die Rate entsprechend ansteigt.
Das sollten beim Abschluss eines Darlehens mit variabler Verzinsung beachtet werden:
- Variable Verzinsung orientiert sich meist am 3-Monats-Euribor
- Jederzeitige Sondertilgungen durch fehlende Laufzeitvereinbarung möglich
- Zinsanpassungen können jederzeit nach oben wie auch nach unten vorgenommen werden
- Hohe Risiken bei steigenden Kapitalmarktzinsen
- Gefahr einer höheren monatlichen Belastung
Zinssicherheit durch lange Zinsbindungsfristen
Experten raten daher im jetzigen Umfeld nicht mehr dazu, ein Baudarlehen mit variabler Verzinsung zu wählen. Kreditnehmer sollten vielmehr die Möglichkeiten der Banken nutzen, und Darlehen mit einer langen Zinsbindungsfrist von 15 oder gar 20 Jahren wählen. Durch diese langen Zinsbindungszeiten ist es möglich, sich das heute niedrige Zinsniveau für Jahrzehnte zu sichern und so günstig zu finanzieren. Gleichzeitig sichern sich Kreditnehmer eine während der Zinsbindung gleich bleibende Monatsrate, die Planungssicherheit gibt und damit eine optimale Finanzierung ermöglicht. Erst mit dem Ablauf der Zinsbindung muss dann erneut mit der Bank in Verhandlung getreten werden, um die Konditionen für die Anschlussfinanzierung zu vereinbaren. Je länger dabei die ursprüngliche Zinsbindung, desto niedriger ist die Restsumme, die dann für eine Anschlussfinanzierung zur Verfügung steht.