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Was bedeutet BWA?
Die Betriebswirtschaftliche Auswertung, kurz BWA, ist ein Überprüfungsinstrument vor allem mittelständischer Unternehmen, Freiberufler und Handwerker. Durch Auswertung der Daten der Finanzbuchhaltung kann die aktuelle betriebswirtschaftliche Situation eines Unternehmens eingeschätzt werden. Sie gibt die Ertragslage eines Unternehmens wieder. Die BWA kann monatsweise oder quartalsweise erfolgen. Auf der Grundlage der Auswertung können betriebswirtschaftliche Entscheidungen getroffen werden. Zudem gibt die BWA Kreditinstituten die Möglichkeit die Kreditwürdigkeit von Unternehmen oder Freiberuflern zu beurteilen.
Allgemeines zur BWA
Jeder der buchführungspflichtig ist, kann eine BWA erstellen. Die Betriebswirtschaftliche Auswertung stützt sich auf die Daten aus der Finanzbuchhaltung. Neben Handwerkern, Klein- und Kleinstunternehmern können auch Freiberufler eine BWA anfertigen.
Die Daten werden in der Regel vom Steuerberater mittels DATEV ausgewertet.
Eine gesetzliche Verpflichtung zur Anfertigung einer Betriebswirtschaftlichen Auswertung gibt es jedoch nicht.
Geschichte der Betriebswirtschaftlichen Auswertung
Das Softwareunternehmen DATEV gibt Ende der 1960er Jahre die erste Fassung der BWA heraus. DATEV macht es sich seit seiner Gründung 1960 zur Aufgabe, Unternehmen und Steuerberater bei ihren Aufgaben mit passender EDV zu unterstützen.
Die Standard BWA Nr.1 ist das bis heute gebräuchlichste Format der Betriebswirtschaftlichen Auswertung. Neben der klassischen Version bietet DATEV inzwischen auch mehrere Produkte rund um die BWA an.
Was wird in der BWA erfasst?
Im Gegensatz zum Jahresabschluss kann die BWA monats- oder quartalsweise erstellt werden. Sie liefert bereits im laufenden Geschäftsjahr Auskunft über die Kennzahlen des Unternehmens.
Die BWA orientiert sich an der Gewinn- und Verlustrechnung. Es fließen somit Aufwendungen, Erlöse und Erträge in die Auswertung mit ein. Je nach Branche gibt es Abweichung in den aufgenommenen Daten. Daher gibt es für die meisten Geschäftszweige ein eigenes BWA-Formular. Entweder erfolgt die BWA auf Grundlage einer Bewegungsbilanz, einer kurzfristigen Erfolgrechnung oder der statischen Liquidität.
Eine BWA wird stets ohne Kommentar verfasst. Daher ersetzt die Betriebswirtschaftliche Auswertung keinen Geschäftsbericht. Auch Bilanzzahlen wie im Jahresabschluss sind in der BWA nicht enthalten.
Wem nützt die BWA?
Der Nutzen für den Unternehmer selbst liegt klar auf der Hand. Er kann anhand der aktuellen Zahlen seine wirtschaftliche Lage einschätzen. Zudem kann er auf Grundlage der BWA geschäftliche Entscheidungen treffen oder revidieren.
Jedoch ist die Betriebswirtschaftliche Auswertung auch für andere interessant. Für Kreditinstitute kann die BWA ein Hinweis sein, ob einem Unternehmen ein Kredit bewilligt werden sollte oder nicht. Darüber hinaus können Kreditgeber von ihren Kreditnehmern eine Betriebswirtschaftliche Auswertung im monatlichen oder quartalsweisen Turnus verlangen. Dies ersetzt aber nicht den Jahresabschluss. Dieser wird zusätzlich in den Kreditunterlagen gefordert.
Welche Anforderungen muss die BWA erfüllen?
Fast 3 Millionen Betriebswirtschaftliche Auswertungen werden jeden Monat gedruckt. Auf sie stützen sich die Entscheidungen von Unternehmen, Kreditinstituten, Lieferanten und Freiberuflern. Daher muss eine BWA bestimmte Standards erfüllen. Da es die eine BWA nicht gibt, sorgen diese Kriterien für Aussage- und Auswertungsfähigkeit.
Die BWA muss rechtsformneutral gestaltet und standardisierbar sein. Zudem muss die Betriebswirtschaftliche Auswertung mit einem Branchenvergleich kompatibel sein. Weiterhin müssen die Daten größenordnungsneutral abgebildet werden. Auch statistische Daten müssen aufgezeigt werden.
Daneben spricht es für die Qualität einer BWA, wenn sie grafische Darstellung beinhaltet. Zu einer besseren Auswertungs- und Aussagefähigkeit führt es ebenfalls, wenn Daten aus den Vorjahren zum Vergleich herangezogen werden.
Welche Aussagen lassen sich aus der BWA ableiten?
Neben Kapital, Kosten und Umsatz gibt die BWA ebenfalls Auskunft über das Anlagevermögen und das Umlaufvermögen. Natürlich sind auch Gewinn und Verlust in der BWA erfasst.
BWA – wie aussagekräftig ist sie wirklich?
Für Klein- und Kleinstunternehmer scheint die BWA ein obligatorisches Finanzinstrument zu sein. Tatsächlich ist der Nutzen der Betriebswirtschaftlichen Auswertung aber stark vom Buchhalter abhängig. Sein Buchungsverhalten entscheidet über die Aussagekraft der BWA. Werden Ausgaben nicht gebucht, Bestände nicht ermittelt oder Abschreibungen nicht vorgenommen, dann hat die BWA wenig Aussagekraft.
Ein Beispiel: Der Buchhalter einer Firma vergisst Lagerbestände zu ermitteln. Am Anfang des Jahres sind die Lager voll. Der Wert der Waren beläuft sich auf 60.000 €. Mitte des Jahres stellt die BWA einen Überschuss von 50.000 € fest. Der Buchhalter hatte jedoch die leeren Lager nicht mit ermittelt. Statt 50.000€ Überschuss steht die Firma tatsächlich mit 10.000 € Minus in den roten Zahlen.
Dieses Beispiel macht deutlich, wie wichtig korrekte Buchungen auch unterjährig und nicht nur zum Jahresabschluss sind.
Wird die falsche BWA-Form gewählt, werden unter Umständen nicht alle nötigen Daten erfasst. Die Auswertung verliert an Kraft.
Es kommt hinzu, dass die Finanzbuchhaltung unter anderem steuerrechtlichen Anforderungen genügen muss. Dies ist jedoch zumeist nicht ausreichend, um eine betriebswirtschaftlich relevante Aussage zu treffen. Für eine aussagekräftige BWA reicht die Buchhaltung alleine nicht aus.
Fazit
Die Betriebswirtschaftliche Auswertung nimmt in vielen mittelständischen Unternehmen eine zentrale Rolle ein. Die meisten Unternehmen erhalten ihre BWA über den Steuerberater. Lässt ein Unternehmer seine Finanzbuchhaltung extern erledigen, sollte dieser immer auf eine monatliche BWA bestehen. Diese darf dann nicht ungelesen abgeheftet werden. Der Steuerberater kann bei der Interpretation der Zahlen helfen. Ebenso bieten zahlreiche Internetseiten Hilfestellungen für die richtige Einordnung der Daten der BWA.
Richtig genutzt kann die Betriebswirtschaftliche Auswertung ein gutes Instrument für den wirtschaftlichen Erfolg einer Firma sein. Betriebliche Aufwendungen können gleichmäßig verteilt und Krise frühzeitig erkannt werden. Überlegungen zu Investitionen können durch die BWA unterstützt werden.
Entscheidend muss sein, die richtige BWA-Form für das Unternehmen zu finden. Das Standradformular BWA 01 ist für die meisten neueren Geschäftszweige nicht mehr ausreichend. Zudem muss ordnungsgemäß gebucht werden, damit die Betriebswirtschaftliche Auswertung nicht an Kraft verliert.
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